Stockerauer Au - Schneeglöckchen
Leitung: Walter Kissling
Um die Au in Schneeglöckchen-Weiß zu erleben waren wir eine Woche zu früh da! Aber die blau-grünen Austriebe mit den lanzenartigen weißen Blütenspitze waren schon zu sehen. Auf dem Lenau-Weg, eine Allee entlang, Richtung Konrad-Haus. Wer vor mehr als 100 Jahren in einer Au eine Allee anlegte und warum? Einfacher ist, warum es hier einen Lenau-Weg gibt. Der im heutigen Rumänien geborene, in [Buda] Pest aufgewachsene und in der Reichshauptstadt Wien lebende Dichter Nikolaus Lenau (1802-1850) verbrachte als 16- bis 20jähriger die Sommer bei den Großeltern in Stockerau. Vielleicht nahm er manche Naturerfahrung aus der Stockerau in seine Gedichte mit.
„Ich sah in bleicher Silbertracht
Die Birkenstämme prangen,
Als wäre dran aus heller Nacht
Das Mondlicht blieben hangen.“
Am Weg zum Konrad-Haus haben wir uns mit der Brüder-Eiche beschäftigt. Sie war so stark, dass 4 von uns notwendig waren, sie zu umfangen. Unsere 4 Spannweiten zusammengerechnet ergaben einen Stammumfang von 5,20 Metern. Mit der Formel D=U/Pi gibt das einen Durchmesser von fast 1,7 Metern. Wie alt die Eiche ist, habe ich nicht herausgefunden. Der Name Brüder-Eiche kommt aus einer Sage: Ein Mann wurde beschuldigt, Mörder zu sein und zum Tod verurteilt. Jeder seiner zwei Brüder trat auf und behauptete, nicht der Verurteilte, sondern er sei der Mörder gewesen. Also konnte das Todesurteil nicht vollstreckt werden; der Fall wurde an den Landesherrn delegiert. Dieser bestimmte, dass ein Gottesurteil entscheiden solle: Jeder der 3 Brüder muss einen jungen Baum pflanzen –¬¬ u.zw. mit dem Wipfel in die Erde und den Wurzeln nach oben in die Luft. Wessen Baum grün austreibt, der war unschuldig. Alle 3 Bäume trieben aus, also waren alle 3 Brüder unschuldig.
Das „Konrad-Haus“ ist ein an Wochenenden bewirtschafteten Gasthaus. Es wurde Ende des 19. Jhd. errichte – das könnte ein Anlass für die Allee-Pflanzung gewesen sein ¬– und ist nach einer Pächterin aus den 1920 Jahren benannt. Wir schwenkten zur „Waldschule“, eine Anfang der 1920er Jahre errichtete Volksschule mit großem Garten für Stockerauer Kinder. Ein Bild aus der Zeit zeigt Kinder bei der Gartenarbeit. Schulgärten, Erfahrung mit Natur, Wandern, Exkursionen machen in die Umgebung waren reformpädagogische Bestrebungen zu Anfang des 20. Jhd. (Ich zweifle, ob das jetzige kleine Haus die damals 4klassige (!) Schule sein konnte.) Wir gingen noch 1km weiter bis zum Strand, eine Schotterbank. Ja, in der Au gibt es einen Badestrand! Weitere Punkte unserer Wanderung waren der Schilfweg, das Fischer-Errettungskreuz von 1873, das Bootshaus der Naturfreunde (es gibt geführte Kanuwanderungen), ein „Tierhotel“ – alles auf der Währinger Homepage unter „Berichte 2025“ zu sehen! Windig gings über das Kraftwerk (leider keine Schleusung gesehen) auf die Halbinsel und nach Greifenstein zum Bahnhof. Große Gruppe, nette Menschen, schönes Wetter!
Walter Kissling
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