Leitung: Walter Kissling
Von Krems mit dem Bus bis zum Ludwig-Köchel-Platz. Köchel, der das Verzeichnis von Mozarts Werken anfertigte, war in Stein geboren und lebte dort längere Zeit. Unser Weg durch Stein aufwärts hatte etwas Toskanisches; man möchte einmal nur durch Stein streifen.... Auf zunächst asphaltierten Wirtschaftswegen gehen wir an Weingärten vorbei, vereinzelt blühen Obstbäume. Wir erreichen die repräsentative Donauwarte, die 1884 vom ÖTK auf aussichtsreichem Platz erbaut wurde. Der Local-Anzeiger der Presse bringt am 9. Juli 1884 einen ausführlichen Bericht über die Eröffnungsfeierlichkeiten der Warte und schreibt: „Die Verstaatlichung der Franz-Joseph-Bahn hat zu der gerechtfertigten Hoffnung Anlass geboten, dass die Herabsetzung der Fahrpreise dieser schönen Strecke eine größere Zahl von Ausflüglern zuführen werde, und in der That gestaltet sich schon jetzt das Leben in den rührigen Schwesterstädten Stein-Krems in einer Weise, dass man dieselben füglich als eine Vorstadt Wiens bezeichnen könnte.“ Die 500 aus Wien angereisten Eröffnungsgäste stiegen bei 35 Grad zur Donauwarte auf, wo sie ein fürchterliches Gewitter ereilte. „Alles flüchtete in wilder Hast zur Aussichtswarte [...]. Das Comité gestattete nun den Damen den Eintritt in den beschränkten Raum, die Herren machten es draußen wie eine Herde [...], man drängte sich in dichtem Knäuel zusammen, um wenigstens irgendeine Seite des Körpers vor dem Ungewitter zu schützen.“
Die aus heutiger Sicht fast unglaubliche Inszenierung der Feierlichkeiten unter Beteiligung der Krems-Steiner Bevölkerung lässt sich nachlesen unter https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?apm=0&aid=apr&datum=18840709&seite=9
Nach dem Ort Egelsee nimmt uns ein romantisches Tal auf, durch das sich ein Bach schlängelt, von dort hinauf zur Schwarzalm, einem schönen Platz mit empfehlenswerter Einkehr. Hinunter zum Kreuzberg, vorbei an Schlehen, die noch im Verblühen duften, nach Krems, wo einige, welche die empfehlenswerte Ausstellung „Alpine Seilschaften“ in der NÖ Landesgallerie noch nicht gesehen haben, dorthin gehen, während die anderen über die Fußgängerzone der Kremser Landstraße zum Bahnhof flanieren – vor dem sie allerdings die Café-Konditorei ‚abfängt’.
Walter Kissling