Leitung: Walter Kissling
Unerfreuliches Vorspiel: Salamander. Ab heuer sind telefonische Kartenreservierungen nicht mehr möglich; Reservierungen sind nur noch online vorzunehmen. (Außer Ihr seid 20 oder mehr Teilnehmer*innen) Freilich, man kann ohne Buchung die Anfahrt nach Puchberg riskieren...um an Wochenenden mit ausgebuchten Zügen konfrontiert zu sein. Dass auch Menschen, die kein Internet haben, auf den Schneeberg fahren wollen und jetzt selbst keine Karte bestellen können, nimmt das Unternehmen in Kauf. Soweit die Wirklichkeit von „Inklusion“ jenseits niederösterreichischer Feiertagsreden. Ich versuche, für 16 Teilnehmer*innen der Schneebergtour Karten (hinauf bis Hengsthütte, herunter ab Baumgartner) online zu buchen. Mit der Buchung ist die Bezahlung verbunden, das heißt mit über € 600 in Vorlage zu treten. Dazu kommt, dass bei einem Betrag dieser Höhe auch noch die Sicherheitsapp der Bank verlangt wird, was nur möglich ist, wenn man bei Onlinebanking angemeldet ist (z.B. „George“ bei EÖSpk). Es gibt eine Telefonhotline. „Wir helfen ihnen gerne“, sagt die Homepage. Na wann, wenn nicht jetzt! Die freundlichen Mitarbeiterinnen bestätigen das neue „Nur-Online-Regiment“. Jetzt war ‚Großes Theater’ angesagt. „Wir müssen die Vereinswanderung verlegen – ohne Salamander; auch anderswo ist es schön!“ (Was wir auch getan hätten.) Ich möge ein Mail mit Schilderung der Lage an das Unternehmen schicken; zusagen könne sie nichts, aber vielleicht klappt es. Das Antwort-Mail brachte ein „Ausnahmsweise“. Unsere Teilnehmer*innen konnten ihre Fahrkarte am Schalter beheben und zahlen. Zeitaufwand für das „Vorspiel“: 2 Stunden.
Wanderung. Von der Hengsthütte auf der Forststraße in gleichmäßigem Gehrhythmus und gemäßigtem Tempo zur Station Baumgartner; es beginnt zu tröpfeln, Stehrast unter Bäumen am Beginn des Fischersteiges. Dieser ist ein landschaftlich schöner, schmaler, gefahrloser, aber steiler Steig. Naturfreund N., erstmals mit mir unterwegs, macht das Steile schwer zu schaffen. Als wir auf den Normalweg kommen, der vom Baumgartner heraufführt, ist eine Entscheidung notwendig. Die Gruppe hatte sich einfühlend verhalten, hat N. immer wieder gesagt, er möge doch sein Tempo gehen, stehenbleiben, wir hätten viel Zeit. Aber trotzdem bleibt da etwas von sozialem Druck übrig, dass auch in einer noch so lieben Gruppe nicht wegzubekommen ist und wohl jeden, dem es wie N. geht, belasten und zu weiterer Überforderung verleiten würde. Ich schicke die Gruppe auf dem breiten Normalweg voraus – „Treffpunkt Speisesaal Hotel Hochschneeberg“! Damit war N. aus der Gruppe herausgenommen, Agnes und ich gehen mit ihm alleine. N. kann nun tatsächlich so gehen, wie er allein es auf diesem Weg braucht – sein langsames Tempo, stehenbleiben, durchschnaufen, zu sich kommen, Schritt für Schritt langsames Weitergehen. Im Abstand Agnes und ich plaudernd hinten nach.
Je mehr wir uns dem Plateau nähern, umso heftiger bläst uns (und der schon lange nicht mehr sichtbaren Gruppe) ein unbarmherziger Sturm entgegen. Und Nebel ist da. Im Hotel ist der Speisesaal gesteckt voll. Aber 3 Wanderinnen fehlen. Telefonkontakt. Womit niemand gerechnet hatte: Sie hatten im Nebel das Hotel nicht gesehen, kannten es auch nicht, und waren dem Wegweiser gefolgt, der rechts auf Fahrweg zum Damböckhaus leitet, das ja auch als ein Ziel ausgeschrieben war. Wir verköstigen uns im Speisesaal notdürftig. Angesichts von Sturm und Nebel besprechen wir die Möglichkeit von Abbruch und Zugfahrt nach Puchberg. N. nutzt diese Möglichkeit mit einigen anderen, im Zug gibt es genug Platz. (Am nächsten Tag mit N. telefoniert; es ging ihm gut. Er habe die Anforderung unterschätzt. Deshalb: Bitte lest die Ausschreibungen, genau! Wir geben Gehzeit, km, Hm an, hier „ca. 880 Hm“. Manche Angaben („ausgesetzt“) sind interpretationsoffen. Wenn Ihr noch Fragen habt, kontaktiert uns bitte. Es sollten für alle Teilnehmer*innen schöne Erlebnisse sein!) Wir wollen natürlich die 3 Wanderinnen im Damböckhaus aufsuchen und haben nun die Wahl zwischen Franz Joseph-Steig oder Fahrweg. Der querende und landschaftlich schöne Franz Joseph-Steig erweist sich als völlig im Windschatten liegend; war das angenehm! Erst nach der Einmündung in den oberen Herminensteig kommen ca. 80 km/h auf uns zu. Im Nebel auf den Waxriegel hinauf; wir erleben, wie wichtig das Zusammenbleiben der Gruppe im Nebel ist; unter dem Kreuz auf den Boden gedrückt eine kurze Trinkpause, im Nebel weglos zum Damböckhaus. Da sitzen unsere 3 Wanderinnen – mit inzwischen intensiver Speisekarten-Erfahrung. Wir finden, darauf haben wir auch ein Anrecht. (Unsere Erfahrung: besser in der Hütte essen als im Hotel.) Gemeinsamer Rückweg zur Bergstation, Wind jetzt im Rücken. Beratung. Alle nehmen den Zug, einige fahren bis Puchberg (für sie ist die Wanderung beendet), die anderen fahren nur bis zur Station Baumgartner. Für uns dann der Kontrast: Ab Baumgartner folgt eine windstille, entspannte und sonnige Wanderung am Rande der Bilekalm; neben riesigen alten Lärchen und Weidevieh gehen wir hinunter zur Ternitzerhütte, den Schleichweg zur Hengsthütte und auf dem Waldweg nach Puchberg. Da ging sich noch ein Mini-Imbiss im Bahnhofswirtshaus aus, bis der Schienenersatz-Bus abfuhr. Ziemlich erlebnisreich gewesen, der Tag.
Walter Kissling