Leitung: Walter Kissling
a, sagt die Einheimische, da hat ein finanzstarkes Busunternehmen den bisherigen Anbieter ausgebootet. Damals seien die Fahrer aus der Gegend gekommen und kannten sich aus. Unsere Gruppe hat es trotzdem geschafft, im Miesenbachtal nach Balbersdorf zu kommen und nach Reklamation beim freundlichen Fahrer auch noch zum richtigen Fahrpreis. Hinter dem Gestüt vorbei und auf schmalstem Schleichweg zum Mühlsteig. Der allerdings war vielleicht mal ein Steig, heute ist er ein asphaltiertes Sträßchen, das zu aussichtsreich gelegenen Einzelhöfen führt. Man ist hier in Bauernland. „An der Wand“, wie es heißt, zweigten wir ab, steil den Wald hinauf, dann entspannt querend, bis wir das Verbindungssträßchen zwischen Gh. Kleine Kanzel und Wanddörfel erreichten. Wiedermal rettete uns vor Ungemach: Am Sonntag davor die geplante Route privat vorgegangen zu sein: Sowohl der geplante Abstieg vom Hubertushaus zum Leitergraben, vor dem die gelbe Tafel bei der Hütte warnt, wie der Leitergraben selbst, waren unerfreulich. Das will man einer Gruppe nicht antun. Also nicht Wanddörfel – Turmsteighütte –Hubertushaus, sondern anders rum zum Gh. Kleine Kanzel (groß, gut erhalten und seit Jahren geschlossen) und auf schönem Weg durch Wald zum Hochkogel. Das Gh. Luf hatte schon Tage vorher keine Reservierungen mehr angenommen, auch nicht zum Draußensitzen. Ich glaube ich weiß warum: „Habt ihr noch eine alte Speisekarte im Netz stehen?“ frage ich die Wirtin bei meinem vergeblichen Reservierungsversuch. Die Preise sind nämlich wie vor 6 Jahren, aber aktuell; unglaublich. Wenn kein Luf, dann Hochkogelhaus; die Reservierung klappte. Die Gruppe sollte sich als hungrig erweisen. Man sitzt dort auf der Terrasse mit tollem Ausblick auf die Fischauer Berge. Die Essenserfahrungen waren gemischt. Wer mal Innenarchitektur „typisch 80er Jahre“ sehen will, schaue sich den Eingangsbereich des früheren Hotels an. Da kommt einem in der Region das zweite „Unglaublich“ über die Lippen. In der Ersten Republik hatte die Straßenbahnergruppe der Wiener Naturfreunde hier in Blockbauweise das Hochkogelhaus erreichtet und 1931 eröffnet. Um es leichter und direkt erreichen zu können, bauten sie auch den Straßenbahnersteig – den wir hinuntergingen. Nach dem Krieg wurde das alte Hochkogelhaus abgerissen und das große Hotel gleichen Namens errichtet. Beim Abstieg über den Straßenbahnersteig hatten wir ein besonderes Erlebnis. Eine junge Frau mit ihrem Freund oder Bruder im Familienverband. Sie war auf den Steig nicht vorbereitet, fürchtete sich fürchterlich, hatte für hier ganz ungeeignete ‚Patschen’ an. Das Zuschauen tat weh, der Weg musste für sie kein Ende genommen haben. Für die Berge gewonnen dürfte sie dieser Familienausflug wohl nicht haben. Wir haben uns unten, am Rand der großen Ochsenwiese, niedergelassen und ein halbes Stündchen gefaulenzt, bis uns in der Dämmerung der Bus von Maiersdorf abholte.6 Stunden Gehzeit waren’s nicht, wir waren etwas flotter.
Walter Kissling