Leitung: Walter Kissling
Wir standen pünktlich am 10. Juni vor dem großen Wildkirschenbaum. Aber die Vegetation war 2 – 3 Wochen in Verzug. Statt Rot nur Grün. Immerhin weiß jetzt jede, wo die Bäume stehen und kann sie künftig besuchen. Die richtige Zeit war es hingegen für die gelben, braun gestreiften Schwertlilien (Iris variegata), die auf der Kirschbaumwiese stehen; der Diptam war schon fast verblüht. Keine Kirschen, aber dennoch gepflückt: Löwenzahl und Gräser für kleine Haustiere, Holunderblüten für erfrischende Getränke. In einem Weingarten ausgesätes blaues Geblüm von Renate identifiziert als Büschelschön (Phazelia), was Pl@ntNet bestätigte: Man macht ein Handy-Foto und die App gleicht das Bild mit einem Fotoerkennungsprogramm für Pflanzen ab und liefert neben dem Namen weitere Informationen, z. B. dass Büschelschön – als wäre „schön“ nicht genug – auch ein gutes Bienenfutter ist. Und weil wir schon beim Pflanzlichen sind: Das Grab von Paul Fischer, das wir am Kahlenberger Friedhof besuchten – Fischer war Geiger der 1. Violinen des Staatsopernorchesters bzw. der Philharmoniker sowie Geiger im berühmten Rosé-Quartett; er wurde im März 1938 aus rassistischen Gründen entlassen, aus der Wohnung vertrieben und starb mittellos und zerrüttet im November 1942 im jüdischen Spital in der Malzgasse – dieses Grab also, dessen Restaurierung die Philharmoniker vor Jahren übernahmen, war völlig verwachsen, die Waldreben ließen keinen Name mehr lesen. (Wir hatten keine Gartenschere mit, aber am 12. Juni ging ein hoffentlich motivierendes Foto an den Philharmoniker-Vorstand.) – Was sonst ist zu berichten? Der Nasenweg wie immer kreislauffördernd; die Anlage am Leopoldsberg nach vielen, vielen Jahren des Geschlossenseins wiederum geöffnet (aber nicht an Wochenenden!); ein Aufpasser vom Pächter eingestellt, wacht; im Seilgarten wochentags bedingte Leere. Die Gruppe verstand es, sich auch auf ebenem Weg einen ½ km auseinanderzuziehen, was in diesem (!) Fall als Ausdruck ausführlichen Naturgenusses akzeptiert wurde. Im Kahlenbergerdorf, im Gastgarten eines Heurigen, fand man jedoch schnell wieder zusammen.
Walter Kissling