Leitung: Walter Kissling
22 Km und 31.000 Schritte vermeldet Elisabeth am Schluss unserer Wanderung. 8 Stunden Gehzeit zeigen unsere Uhren. 1000 Hm waren es. 35 Grad sagt die ZAMG, und: einen der vier längsten Tage des Jahres. 13 Naturfreunde sind wir. „Quellschutzgebiet“ ist ein verführerischer Name an einem so heißen Tag. Aber es schützt das Wasser, das erst unten herauskommen wird. Zwei winzige Bächlein immerhin trafen wir an; ihr Wasser war auf dem Weg nach Kaiserbrunn, von wo es – wie viele Tage später? – in Wien ankommen wird. Landschaft und Natur könnte man bei dieser Tour gleichsetzen (bis zum Krumbachsattel); wäre da nicht jener Eingriff des Menschen, der besagt, eben NICHT einzugreifen. Massenhaft Totholz liegt herum, auch in der Folge von Wirbelstürmen; gefühlte 81 Mal haben wir querliegende Bäume umgangen, sind über sie darübergestiegen oder unten durchgeschlüpft. Zwei Menschen (2!) sind wir begegnet, im oberen Teil des Stadelwandgrabens; sie kamen vom Südlichen Grafensteig herunter. Sonst niemand mehr, nur wir; gemeinsam einsam. Dreimal mussten wir den Jagdsteig suchen, wie immer bei dieser Tour; die zweite Suche war diesmal hart. „Wenn wir ihn nicht finden, müssen wir zurückgehen“, schießt es mir durch den Kopf. Wir schwärmen zur Suche aus, einige Gruppenmitglieder treten aus der ‚Nachgehrolle’ heraus, erkunden mit körperlichem Einsatz das Terrain. Dann – „das könnte was sein!“; vorgehen, schauen, wie’s weitergeht – ja, wir haben ihn, weiter vorne erst ist er klar erkennbar; Erleichterung. Es geht aus dem Wald hinaus zur Schutthaldendenquerung. Jemand hat seit letztem Mal rote Punkte gemalt, die Querung ist leichter als im Jahr 2019. Beim Anstieg Richtung Krumbachsattel, die Sonne heizt dort herunter, erwischen mich Oberschenkelkrämpfe. Ich kann nur stoppen und Angelikas wunderbare Dehntricks anwenden. Sie helfen für kurze Zeit; stop and go also; Elfie übernimmt bis zum Krumbachsattel die Führung. Weit unterhalb der Einmündung des Wassersteigs, bei der dritten Steigsuche im struppigen Wald, zeigt sich Ediths gute Spürnase. Am Krumbachsattel dann allgemeine Erholung. Locker, flott und zunächst unmarkiert hinunter, viele Kühe und Kälber auf den Weiden der Bilekalm; sie kommen her, als würden sie auf der Haut unser Salz riechen. Der Wald ist hier noch voll von blühendem Waldmeister (gepflückt, Bowle missraten, nächstes Jahr...). Und jetzt ein WANDERTIP: Geht man von der Bilekalm über die Ternitzerhütte hinunter zur Hengsthütte, liegt zwischendurch ein kleiner Gegenanstieg; schon müde nach langer Tour und lechzend nach der Hütteneinkehr ist er lästig und – unnötig! Denn ungefähr dort, wo rechts der Weg zur Vinzenzkapelle abzweigt und links am Weg ein halbrunder Erdabbau zu sehen ist (auf ÖK 25 klar als kleiner „Steinbruch“ eingezeichnet) zweigt links eine auf der Karte eingezeichnete unmarkierte Forststraße ab; sie reduziert sich auf einen wiesigen Wirtschaftsweg, dann auf einen schmalen Weg, bis es gegen Ende wieder eine kurze Forststraße wird. Diese Route sticht weitgehend eben durch, landet punktgenau bei der Hengsthütte und erspart einem die schotterige Straße. Bei der Hütte, an den Tischen auf der Streuobstwiese, saßen wir am späten Nachmittag als fast die einzigen Gäste. Das Puchberger Taxi fährt die Hengsthütte nicht mehr an so wie früher, sodass noch einige Wanderzeit dazukam. Den Zug um 18:36 haben wir um 18.34 Uhr erreicht. TeilnehmerInnen-Kommentare: „Abenteuer pur“ und „Ohne Gruppe macht man das nie!“
Walter Kissling