Weh Euch, die Ihr ständig schönes Wetter habt... Herr, ich weiß, Du bist für Ausgleich und Umverteilung, aber zieh bitte nicht die Konsequenz, dass Du es nach 3 Wanderungen mit Traumwetter beim nächstenmal regnen lässt. Lass es bei den anderen WanderführerInnen regnen! – Ja, wir hatten auch bei dieser Tour wieder schönes Wetter. Der Puchberger Taxibus brachte uns vom Bahnhof ins Schneebergdörfl; von dort zogen wir die Forststraße hinauf und in den Sattel. Obwohl fast alle Schneeschuhe mithatten, haben wir sie nicht angeschnallt – es lag zwar Schnee, aber, wie sich weiter oben herausstellte, nicht so viel, dass sie notwendig gewesen wären. Dreimal macht die Forststraße eine „Spitzkehre“ nach rechts, bis die Abzweigung auf den Großen Sattel kommt. Da ist es wichtig mitzuzählen, weil mehre Forststraßen abzweigen, die alle anderswo hinführen. Oben, am Rand des Sattels, saßen wir zehn auf Baumstümpfen verteilt in der Sonne, jausneten, tratschten und guckten auf die Flanken des Schneebergs, das Elisabethkirchlein und das Hotel Hochschneeberg; der nördliche Grafensteig war bestenfalls zu erahnen. Der Abstieg ließ uns auf Rohrbach mit angelegtem Badesee, den Anzberg und den Himberg schauen. In der Hengsthütte haben wir uns gestärkt; ich habe von der Geschichte der Volksschule im Schneebergdörfl erzählt, wo Anfang des 19. Jahrhundert der Unterricht an 3 Tagen/Woche abwechselnd in verschiedenen Bauernhäusern stattfand, an den anderen 3 Tagen unterrichtete derselbe Lehrer an der VS in Rohrbach im Graben. 1879 wurde eine einklassige Volksschule errichtet, die bis 1965 bestand; danach gingen (und gehen) die Kinder in Puchberg zur Schule. Ein 14tägiger Schulstreik erzwang den Transport der Kinder vom Schneebergdörfl nach Puchberg und zurück – die Schülerfreifahrt wurde erst 1971 von der Regierung Kreisky eingerichtet. Überliefert ist eine Reihe bezeichnender Schulkonflikte, so zwischen dem liberal-freisinnigen VS-Lehrer Ferdinand Bürkle (1882-1903; Bürkle-Hütte, Bürkle-Steig, Mitbegründer der Bergrettung, Gründung einer Milchgenossenschaft, soziale Unterstützung armer Schulkinder) mit dem Vorsitzenden des Schneedörfler Ortsschulrates und dem Puchberger Pfarrer (Bürkle lebte „in wilder Ehe“ mit der Wirtschafterin seines verstorbenen Lehrer-Vorgängers zusammen und warb für die Wahl liberaler Wahlmänner zur niederösterreichischen Landtagswahl). Die Leihrodeln zur Abfahrt nach Puchberg haben wir nicht in Anspruch genommen, denn die Forststraße war nur im oberen Teil befahrbar; wir gingen den Waldweg hinunter. Das Cafe Orchidee in Puchberg war eine gute Station, um auf die Abfahrt des Zuges zu warten.
IN DIESEN NACHRICHTEN steht die Ankündigung einer Frühjahrswanderung auf den Hengst – diesmal blumenreich und ganz hinauf!
Walter Kissling