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Stockerauer Au

Sonntag, 17. März 2019
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Glück gehabt – eingebettet zwischen einem regnerischen Samstag und einem regnerischen Montag hatten wir in der Stockerauer Au Sonnenschein. Und Schneeglöckchen wiesenartig. 26 NaturfreundInnen „gefällt das“.

Der junge Nikolaus Lenau sah die Schneeglöckchen wohl nicht, war es doch meist Sommer, wenn er in Stockerau war, wo der Großvater als Oberst in der Garnisonsstadt stationiert war. In der Au gibt es einen „Lenauweg“, in der Stadt ein „Hotel Lenau“ und ja, auch ein „Lenau-Archiv“. Ob Lenau hier glücklich war, ist fraglich; die Großeltern machten auf den 16, 17, 18jährigen ziemlichen Druck, hier zu bleiben, was er, wie aus Briefen hervorgeht, nicht mochte – Wien war der interessantere Ort. Aus dem Familiennamen „Niembsch“ und dem seinem Großvater verliehenen und ihm vererbten Titel „Edler von Strehlenau“ entnahm er das „Lenau“; ein ästhetischer, ein marketingorientierter, ein politischer Akt? Die Natur nimmt in seinen Gedichten einen großen Stellenwert ein. Sie wird besungen – und macht ihn am Schluss doch traurig; im Aufbruch sieht er das Ende, z.B. im Gedicht „Lenz“:

„Die Bäume blühn,/Die Vöglein singen,/Die Wiesen bringen/Ihr erstes Grün./Schier tut’s mir leid,/Zu treten auf die Erden/Und ihr zu gefährden/Ihr neues Kleid./Sie hat nicht acht,/Ob Knospenspringen/Und Frühlingssingen/Mich traurig macht.“

Wie viele andere setzte er auf die USA und wanderte 1832 aus:

„Sei mir zum letztenmal gegrüßt,/Mein Vaterland, das feige dumm,/Die Fersen dem Despoten küßt/Und seinem Wink gehorchet stumm. [...] Du neue Welt, du freie Welt, /An deren blütenreichem Strand/Die Flut der Tyrannei zerschellt,/Ich grüße dich, mein Vaterland.“

Ein Jahr später kehrte er enttäuscht von „den Amerikanern“ zurück. Eine psychische Krankheit führte 1844 zum Zusammenbruch; bis zu seinem Tod lebte er in einer Anstalt in Oberdöbling.

Neben Schneeglöckchen fanden wir in der Au Veilchen, blühendes Immergrün, den Gelbstern, Hartriegel und – viel Bärlauch, an dem einige nicht vorübergingen. Vorübergehen werden wir künftig jedoch am „Braunen Bären“, der vor einiger Zeit neu übernommen wurde: Die Kellner wussten nichts von der erfolgten Reservierung, trotz halbleerem Lokal gab es praktisch kein Service, die Kellner klagten über Personalmangel – wir gingen zum Bahnhof. Noch immer strahlte die Sonne vom Himmel, aber Montag schon wird es schlecht... wie hätte das wohl Lenau gesagt?

Walter Kissling

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