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Oberer Herminensteig

Dienstag, 15.August 2017

Strahlendes Wetter. Aber schlimm für die Familie mit Kindern, die um 9.30 Uhr am Schalter der Zahnradbahn erfahren musste, dass erst im 13 Uhr-Zug Plätze frei sind. Schon am Vortag waren zw. 8 und 12.30 alle 10 (!) Züge ausgebucht. Wir 11 hatten reserviert und fuhren bis Baumgartner. Der nördl. Grafensteig, als „Zustieg“ zum Herminensteig, erwies sich im ersten Teil als unangenehm wurzelig und feucht. Die Quelle bei der Einmündung des Unteren Herminensteigs schüttete kräftig aus, bis dorthin hätten wir kein Wasser mittragen müssen. Der Herminensteig führt über einen Rücken und den linken Begrenzungsgrat des Schneidergrabens – eindrucksvoll zu sehen vom Hotel Hochschneeberg; oben ‚landet’ er in der Nähe des Damböckhauses. Danke Dusan für die Hilfestellung beim ‚blöden Felsen’; auch wenn Sportkletterin Sarah flott drüber hinweg turnte – vielleicht sollten nächstes mal 3 Telefonbücher eingepackt werden, um auf ihrer Stufe den ersten Tritt zu erreichen... Spannend auch der Durchschluf: Wie groß darf ein Bauch sein, um da durchzukommen? Sogar die Schlanken durchquerten den Schluf nicht am Boden, sondern in 1m Höhe, wo er breiter war, und rechts und links Tritte bot. Oben: Ah – Wiesenrast! Einkehr Damböckhaus; unter Umgehung des Gewusels zurück über die menschenleere „Franz Josef Promenade“, dann Fischersteig, Baumgartner, Hengsthütte und mit dem wunderbaren Puchberger Taxi den Zug um 18.38 gerade noch erreicht.

Und woher der Name „Herminensteig“? Touristischer Erstbegeher des Steiges war 1884 der im Schneebergdörfl als Volksschullehrer und lokaler Sozialreformer tätige Ferdinand Bürkle. 1889 war Hermine Kauer die erste Frau, die den Steig beging; nach ihr benannte ihn Bürkle „Herminensteig“. Kauer (1845-1924) galt „in alpinistischer Beziehung als Respektsperson“; sie hatte als erste Frau bereits die Hochalmspitze und in den Zillertalern den Floitenturm bestiegen sowie ein üppiges alpinistisches Oeuvre aufzuweisen. Als „Idealgestalt fraulicher Kraft und Würde“ (so Hans Wödl 1924) mag Hermine Kauer ein Role Model gewesen sein für eine zunehmend größer werdende  Zahl von Wienerinnen, die bergsteigen wollten. Verheiratet mit einem Lehrer (u.a. am Wiener Pädagogium) konnte sie die Ferien ausgiebig für ihre Unternehmungen nutzen. Außerhalb der Ferien machte sie „anstrengende kombinierte Turen im Wienerwald – Anninger, Eisernes Tor, Hocheck an einem Tage oder von Baden über Eisernes Tor und Schöpfl nach Rekawinkel“. – Am 15. August 2017 jedoch hieß die Heldin am Steig nicht Hermine, sondern Kathi, die dem steilen Anstieg die altermäßig angemessene Anstrengung zukommen ließ. Wie schrieb sie  nach der Wanderung resümierend auf die Tn-Liste? „Ganz OK.“

(Über Hermine Kauer s. Österr. Alpenzeitung Jg. 1924, 146f.)

Walter Kissling

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