Sonntag: pünktlich um ¾3 Uhr trudeln die Teilnehmer an dieser Radrunde in der wenig einladenden Kassenhalle des Bahnhofes Villach ein. Sie kommen mit der Bahn, mit dem Auto oder sind gar schon einige Tage vorher nach Kärnten gereist, um sich etwas umzusehen. Das kommt uns zugute, weil uns diese Freunde auf kürzestem Weg aus der Stadtmitte Villachs in die Richtung Ossiacher See lotsen können. Knapp nach der Mündung des Seebaches in die Drau fehlt es einer Teilnehmerin an der Luft, gottseidank nicht in der Lunge, sondern in den Reifen. Im gemeinsamen Bemühen wird diesem Mangel rasch abgeholfen und wir ziehen flott am ziemlich verbauten Südufer des Ossiacher Sees nach Feldkirchen. Unser Nachtquartier ist allerdings nicht dort, sondern etwas außerhalb, in bester Tradition auf einer Anhöhe gelegen. Die verlangt den meisten das Schieben der Räder ab. Unser Gasthof war früher ein Dreisternelokal, dass diese Zeiten vorbei sind, merkt man an allen Ecken und Enden.
Montag: zum Frühstück gibt’s gute weiche Eier von freilaufenden Hühnern in der Umgebung; leider sind für uns 15 nur 7 Eierbecher verfügbar, was einen Verzehr im Schichtbetrieb erfordert. In Feldkirchen legen wir dann einen kulturellen Halt bei der Kirche Maria im Dorn ein. Die Weiterfahrt gleicht einer Rätselrallye – im Ort ist der Glanradweg gut beschildert, am Ortsende findet sich aber kein Hinweis mehr. Durch Befragen der Eingeborenen können wir feststellen, dass dem Land Kärnten (wahrscheinlich durch die eigenwillige Politik eines früheren Landeshauptmannes) die Mittel für den Ausbau des Radweges fehlen und man eine Strecke von rund 6 Kilometern auf der Bundesstraße radeln muss, ehe wieder die Kennzeichnung, diesmal abseits dieser Straße beginnt. Dass das Geld aber nicht einmal für entsprechende Hinweisschilder gereicht hat, ist doch ein wenig verwunderlich. Querfeldein stoßen wir dann in die Ortsmitte von St. Veit vor, wo wir zwischen Stadtpfarrkirche und Karner eine schattige Mittagspause einlegen. Verpflegung gibt’s aus diversen Geschäften oder in den Lokalen am hübschen Hauptplatz. Am Nachmittag fahren wir in einem Bogen zum Längsee und kehren bei mäßiger Wärme im Seerestaurant ein. Drei tapfere Damen springen dennoch in die kühlen Fluten, vom Rest nehmen einige nicht nur eine Jause zu sich, sondern auch die ansonsten unterbeschäftigte Hautberatung der Arbeiterkammer in Anspruch. Im Ortsteil Reipersdorf steht uns dann eine tadellose Unterkunft zur Verfügung, mit dem Nachteil, dass unweit der Fenster die Bundesstraße und die Südbahn vorbeiführen; für nächtliche Kurzweil ist daher gesorgt. Einige muntere Radler scheitern mit der Besichtigung der Burg Hochosterwitz an den strengen Schließvorschriften dort.
Dienstag: der Morgen überrascht uns mit einem Sauwetter. Nur vier Unentwegte können sich dazu überwinden, im Regen die heutige Etappe zurückzulegen. Alle übrigen nutzen den Vorteil des Schnellbahnverkehrs. Mit gleichen Garnituren wie auf der Vorortelinie gelangen wir nach Krumpendorf, übrigens zeitgleich mit den wetterfesten Radlern. Erstaunlicherweise ist dieser Badeort am Wörthersee noch ziemlich ausgestorben, bloß beim Abendessen in der Pizzeria gibt’s ein bisschen ein Gedränge. Die Strecke heute hätte einiges an Besichtigung geboten (Herzogstuhl, Maria Saal, Karnburg, Klagenfurt), um das wir leider alle umgefallen sind.
Mittwoch: fröhlich lacht wieder einmal die Sonne und flott strampeln wir durch eine unablässige Kette von Villenvierteln bis nach Velden, wo wir im wunderschönen Strandbad eine Rast einlegen. Da es sonst keine Gäste gibt, wird uns der Eintritt erlassen, der Kantinenbetreiber freut sich, dass er wenigstens mit uns ein bisschen Geschäft macht. Die Weiterfahrt nach Schiefling gibt einige Rätsel und vor allem Steigungen auf, die zu bewältigen sind. In Schiefling trennen sich dann unsere Wege, die Mehrzahl schlägt die anstrengende Strecke über Keutschach und Maria Rain zum Drauradweg ein, die Minderheit fährt über St. Egyden direkt zur Drau. Dabei schaltet sie eine Pause bei einem wunderschönen Gasthof in St. Egyden ein. Der wird von Holländern betrieben, ist offenbar gering besucht und kann sich einer äußerst schlichten Küche rühmen. Unser Nächtigungsort in Gorintschach ist nicht leicht zu finden, liegt aber wunderbar ruhig in einem sehenswerten Garten; nur schade, dass wir das Badebecken aus Zeitgründen nicht nützen können. Hier nächtigen wir übrigens am günstigsten, fast könnte man den Eindruck bekommen, die Zimmerwirtin freut sich darüber, gelegentlich Ansprache mit ihren Gästen zu finden.
Donnerstag: diesmal sind wir ausschließlich auf dem Drauradweg unterwegs, was die Orientierung beträchtlich erleichtert. Trotzdem schaffen wir es, bei einer Weggabelung zuerst die Richtung Ossiacher See einzuschlagen. Am Hauptbahnhof löst sich dann unsere Gruppe in Wohlgefallen auf und strebt der Heimat oder neuen Zielen zu.
Fritz Weinke