Es war Vorfrühling. Im „Zweier Wald“ blühte der Hartriegel (Kornelkirschen), das Licht spielte zwischen den Föhrenstämmen, Föhrenwaldbilder aus den 1920er und 30er Jahren tauchen auf. Der Weg neigt sich hinunter zur Kienbergwiese, so als wollte sich der Kienberg mit seinen nur 650 Metern vor uns größer machen, indem er einen zuerst ein Stück hinuntergehen lässt. Dann steht er da, ein richtiger steiler Berg. Serpentinen, ein bissl felsig, im Magerrasen erste Kuhschellen. Oben zwischen schirmigen Föhren ausgiebige Rast, Aussicht auf Schneeberg und die Hohe Wand mit ihren Hütten am südöstlichen Abbruch. Vom Gipfel hinunter nach Netting und weiter in den Dachensteiner Wald, an gepechten Föhren vorbei – 1,25 kg Harz/Jahr gab ein Baum; Pechen war Zusatzverdienst bis Mitte des 20. Jhd. – Rast bei einer für die Jahreszeit zu schattigen Waldkapelle. Der Rückweg landschaftlich etwas eintönig; plaudern, Konzentration auf den Körper, vielleicht ein paar kcal weniger? Nicht viele, denn zum Abschluss kehrten alle 13 beim Mohr-Sederl ein; einige nahmen Fruchtsaft und Cyder heim. In Oberhöflein, unserem Start- und Rückkehrpunkt, wurde von 1882 bis 1967 Steinkohle abgebaut. 1971 kaufte Udo Proksch Maschinenteile der aufgelassenen Förderung, ließ sie anstreichen, als Uranerzmühle versichern und verschiffen. Die Lucona und 6 Mann der Besatzung erreichten den Zielhafen bekanntlich nicht. So nah können Idylle und ihr Gegenteil beisammen liegen.
Walter Kissling